Parlamentarischer Abend: Digitalisierung wird Agrar- und Ernährungswirtschaft nachhaltig verändern

Hannover. Am Mittwoch folgten weit über 100 Parlamentarier sowie Vertreter der niedersächsischen Agrar- und Ernährungswirtschaft der Einladung zum ersten gemeinsamen parlamentarischen Abend des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems und der Landesinitiative Ernährungswirtschaft – NieKE. In seiner Begrüßungsrede unterstrich Landtagsvizepräsident Frank Oesterhelweg die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Leistungen der niedersächsischen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Oesterhelweg wies außerdem auf die besondere Bedeutung des Bundeslandes als Boom-Region für Innovationen hin.

Freundlieb lobt Verbundenheit aller Akteure

Der Direktor des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems, Johannes Freundlieb, lobte die Verbun-denheit aller Akteure und wies zugleich auf die vielfältigen Herausforderungen hin. In seiner Rede ging Freundlieb auf den niedersächsischen Koalitionsvertrag ein, der zahlreiche für die gesamte Agrar- und Ernährungswirtschaft wichtigen Aspekte umfasst. „Für die heute anwesenden Vertreter des niedersächsischen Agribusiness und unserer Ländlichen Genossenschaften sind einige der in dem Vertrag berücksichtigten Inhalte richtungsweisend für die künftige Entwicklung der Unternehmen“, unterstrich der Verbandsvorstand. Freundlieb ging außerdem auf den Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen ein, der sich in diesem Jahr zum zweihundertsten Mal jährt. Raiffeisen hat gemeinsam mit Hermann Schulze-Delitzsch Mitte des 19. Jahrhunderts die Pflöcke für die genossenschaftlichen Grundwerte gesetzt. „Wenn wir uns heute vor dem Hintergrund dieses geschichtsträchtigen Ereignisses zu der Tradition der Genossenschaften bekennen, dann ist das zugleich ein Bekenntnis zu den Aufgaben der Genossenschaften als Einrichtungen der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung, natürlich in einem modernen Gewand. Und gerade unsere Ländlichen Genossenschaften sind ein beeindruckendes Beispiel für die Tragfähigkeit dieser genossenschaftlichen Idee,“ stellte er hierzu fest. Ein weiteres Thema seines Vortrages war die neue Gebührenverordnung des LAVES bei amtlichen Futtermittelkontrollen. Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der niedersächsischen Futtermittelwirtschaft und entlastet zugleich die kleinen und mittleren Betriebe. Aus der Sicht des GVWE ist es wichtig, möglichst zeitnahe unter allen Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft eine nachhaltige, für alle Seiten akzeptable Lösung zu finden. Hinsichtlich der Afrikanischen Schweinepest (ASP) führte der Verbandsdirektor aus, dass die Ausbreitung des Virus unvermeidbar erscheint. Mit maßgeblichen Veränderungen in der nationalen Schweinepestverordnung sind bereits nach Auffassung des GVWE notwendige Anpassungen erfolgt. Jetzt sei noch die Ausarbeitung eines dedizierten Maßnahmenkataloges erforderlich, welche die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Behörden in einer eventuell eintretenden Krisenzeit vereinfacht.

Heinz: Lebensmittelverschwendung ist systembedingt

Dr. Volker Heinz, wissenschaftlicher Leiter der Landesinitiative Ernährungswirtschaft ging in seiner Rede insbesondere auf die guten Bedingungen für Forschung und Entwicklung am Innovationsstandort Niedersachsen ein. Im gleichen Zuge betonte er, dass die klassische Trennung zwischen den Bereichen Agrar- und Lebensmittelwirtschaft durch ein systemisches Denken abgelöst werden muss, um die Zukunftsfähigkeit der niedersächsischen Sektoren auf die nächsten Jahrzehnte zu sichern. Heinz lobte die Arbeit der Landesinitiative und weiterer niedersächsischer Forschungseinrichtungen. In seinem Fazit unterstich Heinz, der seit über zehn Jahren die Geschicke des Deutsche Instituts für Lebensmit-teltechnik(DIL) in Quakenbrück leitet, die steigende Bedeutung digitaler Infrastrukturen zur Vermeidung systembedingter Lebensmittelverschwendung und zur Erreichung ökologischer, gesundheitlicher Verbesserungen sowie zur Weiterentwicklung analytischer Methoden für Herkunftsnachweise im Sinne der Regionalität.

Althusmann: Daten sind die Ware der Zukunft

Minister Dr. Bernd Althusmann begann seine Rede mit einem Plädoyer für den Abbau von Bürokratie. Mit Blick auf die Entwicklung der niedersächsischen Wirtschaft zeichnete der Minister ein positives Zukunftsbild. Auf der Entstehung von Millionen neuer sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze und sozialen sowie ökologischen Erfolgen der Wirtschaftszweige möchte sich Althusmann jedoch nicht ausruhen. Als große Bedrohung für den Wohlstand wertet er den Fachkräftemangel und die damit verbundene 70.000 unbesetzten Arbeitsplätze in Niedersachsen. Als Schlüssel für viele Herausforderungen beschreibt er digitale Infrastrukturen und Lösungen für den Agrar- und Ernährungsbereich. „Wir sind Agribusinessland Nummer 1“, stellt er anschließend fest und ergänzt „Der Grad der Vernetzung bestimmt die Wettbewerbsfähigkeit der Ernährungsindustrie“. Mit Blick auf die beschleunigte Entwicklung in den Bereichen Automatisierung, Technologie und Digitalisierung unterstrich Althusmann die Notwendigkeit eines Frühwarnsystems für Niedersachsens Agrar- und Ernährungswirtschaft. Hier sieht er den Genossenschaftsverband Weser-Ems mit seinen Mitgliedsunternehmen und die Landesinitiative Ernährungswirtschaft als entscheidende Wegbegleiter. Er stellte klar, dass man die Landesinitiative auch über das Jahr 2018 hinaus fortführen wolle.

BU: Freuten sich über den erstmalig gemeinsam ausgerichteten parlamentarische Abend von NieKE und Genossenschaftsverband Weser-Ems; (v.l.): Verbandsdirektor Johannes Freundlieb, NieKE-Geschäftsführerin Doris Schröder, Niedersächsischer Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann, Landtagsvizepräsidenten Frank Oesterhelweg, Dr. Volker Heinz und Prof. Dr. Johannes Wilking, wissenschaftliche Leitung der Landesinitiative Ernährungswirtschaft, Verbandsdirektor Axel Schwengels und Abteilungsleiter Harald Lesch, Genossenschaftsverband Weser-Ems.

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