Cooperative Hemp

Neues Verbundprojekt Hanfbasierte Molkereierzeugnisse aus Niedersachsen

Niedrige Milchpreise, hohe Rohstoffkosten, die Inflation, der Klimawandel, sowie neue Verordnungen und Gesetze - seit Jahren kämpft die Milchviehwirtschaft mit schwer kalkulierbaren Rahmenbedingungen, die die landwirtschaftlichen Betriebe an den Rand ihrer Existenz bringen.     

Im Verbundprojekt Cooperative Hemp der Partner DIL Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e.V., Molkerei Ammerland, Hof Flemming (Dr. Henning Müller), Caspersmilch und Strodthoff-Schneider und Partner GbR wird zurzeit an einer neuen Einnahmequelle geforscht: der Entwicklung hanfbasierter Molkereierzeugnisse. So soll die Biodiversität im niedersächsischen Ackerbau durch die langfristige Integration von Hanf (Cannabis sativa L.) erhöht werden. Obwohl der Hanfanbau in Niedersachsen noch eine Nische ist, wächst die Anbaufläche stetig. Allein von 2016 bis 2019 stieg die Fläche laut Landwirtschaftskammer von 464 Hektar auf 633 Hektar. Damit ist Niedersachsen bundesweit die Nummer eins. 

Nutzhanf gehörte in Deutschland bis zum Anbauverbot Ende der neunzehnhundertzwanziger Jahre zu einer der wichtigsten Kulturpflanzen. Durch seine vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten kann Nutzhanf als Lebensmittel, in der Tierhaltung, für Textilien, als Baustoff und in vielen weiteren Bereichen verwendet werden. 

Niedersachsens tiefgründige und nährstoffreiche Böden sowie eine stetig gute Wasserversorgung eignen sich exzellent für eine langfristige Integration von Nutzhanf im Ackerbau. Die Pflanze punktet mit ihrer schnellen Wachstumsphase. Hanf eignet sich zudem hervorragend für die biologische Landwirtschaft, besitzt eine hohe Krankheitsresistenz und liegt beim Verbraucher als sogenanntes „Superfood“ voll im Trend. 

Aktuell sind die Erfahrungen im Anbau und bei der Ernte gering. Deshalb wird im Rahmen von Cooperative Hemp im Mai ein Versuchsanbau im Rahmen einer Masterarbeit zur Erfahrungssammlung durchgeführt. Dabei werden die Effekte verschiedener Parameter, wie Standort und Stickstoffausbringung bezogen auf den Ölgehalt der Samen untersucht. Dies geschieht unter der Einhaltung der strengen Regularien bei der Sortenauswahl durch die EU, um zu garantieren, dass der THC-Gehalt unter 0,2% liegt und der Anbau nicht gegen das Betäubungsmittelgesetz verstößt. Zudem können erste Erkenntnisse bei der Verwendung allgemeingebräuchlicher Erntemaschinen gesammelt werden, da die Fasern der Hanfpflanze den Erntevorgang beeinflussen kann. Landwirte mit Erfahrung im Hanfanbau sind aufgerufen, ihre Erfahrungen und ihr Wissen im Rahmen von Hofabenden zu teilen. 

Neben dem Hanfanbau und seinen ackerbaulichen Aspekten stehen im Verbundprojekt hanfbasierte Molkereierzeugnisse im Fokus. Denn ein sich stark veränderndes Konsumverhalten – Stichwort „Greta-Effekt“ - führte in den letzten Jahren auch zu einem stetig wachsenden Markt für pflanzliche Alternativprodukte. Primär im Bereich der Fleisch- und Milchalternativen konnten in dem noch neuen Segment hohe Gewinne generiert werden. Auch vegane oder vegetarische Molkereiprodukte finden zunehmend Abnehmer und bieten der Milchviehwirtschaft eine neue Einkommensquelle. Im Rahmen von Cooperative Hemp soll jedoch keine neue Sorte von Hanf-„Milch“ entwickelt werden, sondern qualitativ hochwertige (vergleichbares Nährwertprofil) und schmackhafte vegane oder auch hybride Alternativen zu Käse sowie Molkenerzeugnissen. Diese neue Einnahmequelle sowie die Möglichkeit, auch die Nebenströme des Hanfanbaus zu nutzen, z.B. als Einstreu und Zierfutter, kann zum stetigen Ausbau der Anbauflächen von Hanf beitragen.

Cooperative Hemp verfolgt also mehrere Ziele: einen Wissensgewinn im Anbau und in der Verarbeitung von Hanf und Hanfprotein zu erzielen, die Nachfrage nach Hanfprodukten zu steigern, Landwirten neue Vermarktungswege aufzuzeigen, die Biodiversität auf den niedersächsischen Agrarflächen zu steigern und letztlich einen Beitrag zur nachhaltigen konventionellen Landwirtschaft zu leisten.