Die fünfte Innovation Food Conference auf der ANUGA in Köln veranstaltet vom DIL Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e. V. ging den Megatrends im Food-Bereich genauer auf die Spur. Rund 200 internationale Gäste nahmen an der Veranstaltung teil. In vier spannenden Sessions konnten die Teilnehmer mehr über die Themenfelder Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Innovationen und New Foods lernen. DIL-Institutsleiter Dr. Volker Heinz moderierte die Veranstaltung und freute sich über den gemeinsamen Austausch: „In diesen Tagen gleicht das Food-System einem Puzzle, welches durch viele neue Teile ergänzt wird. Diese Komplexität des Systems lässt keine einfachen Lösungen zu.“
Trendforscherin Hanni Rützler (futurefoodstudio) aus Wien ergänzte mit der ersten Präsentation: „In Zukunft gibt es keinen Geschmack mehr, sondern viele Geschmäcker. Die Ernährungsformen werden immer diverser in der aktuellen Zeit des Lebensmittelüberflusses.“
Nachhaltigkeit nicht nur ein Thema in der ersten Session
Die erste Session der iFood-Conference beschäftigte sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und Konzepten für Nachhaltigkeit bei Lebensmitteln. Dr. Klemens van Betteray (CSB System AG) kritisierte dabei den fehlenden Kommunikationsfluss zum Konsumenten, sodass Aktivitäten der Nachhaltigkeit nicht wirklich ankommen.
Marc Buckley (United Nation Development Programm) forderte einen Richtungswechsel in der Lebensmittelbranche: „Viele Technologien sind schon erforscht aber müssen noch zusammengefügt werden. Die Agrar- und Ernährungsindustrie sind mit ihrer Lebensmittelverschwendung einer der größten Antreiber des globalen Klimawandels.“
Digitalisierung als Lösung für die Lebensmittelverschwendung?
In der zweiten Session Digitalisierung ging es um die Möglichkeiten, der Digitalisierung mit dem Einsatz von Blockchain und künstlicher Intelligenz für die Lebensmittelbranche. Im Vortrag von Axel Arras (FPT Food Process Technology Co. Ltd.) und Jörg Brezl (SLA Software Logistik Artland GmbH) wurden Beispiele für intelligentere Lebensmittelproduktionen durch eingesetzte künstliche Intelligenz und Vernetzung der einzelnen Produktionsschritte vorgestellt. Diese Smart-Food-Factory könne die Lebensmittelverschwendung und Überproduktion verhindern sowie den Einsatz von Plastik zwischen verschiedenen Produktionsschritten verhindern. Als aktives Beispiel wurde die sogenannte Bluebox vorgestellt, die über einen Chip in jedem Schritt der Lebensmittelproduktion in einem Unternehmen verfolgbar sei.
Daniel Köhnen (Metronom GmbH) stellte in seiner Präsentation vor, wie gesammelte Daten in Clouds und Archiven synchronisiert werden und Big Data-Lösungen ermöglichen. Durch den flexiblen Einsatz von Daten aus Archiven könne es so zu einer Vermeidung von Migrationskosten bei neuen Systemen kommen.
Der dritte Speaker der Session, Terry von Bibra (Alibaba Group Holding Ltd.), ließ interessante Einblicke in den Lebensmittelhandel in China zu: In China sind 731 Millionen Menschen online. Das Smartphone nimmt eine deutlich stärkere Rolle ein, sodass 90 Prozent der Chinesen lediglich ihr Smartphone als Zugang zum Internet nutzen. Gerade hierüber sind für Chinesen aktuell hochqualitative Produkte aus dem Ausland interessant, mit denen sie ihre personalisierten Bedürfnisse stillen.
Kollaborative Innovationen zur Lösung großer Herausforderungen
Dr. Béatrice Conde-Petit (Bühler AG) eröffnete die dritte Session Innovationen. In ihrer Präsentation standen Kollaborative Innovationen und die Notwendigkeit von ehrlicher Zusammenarbeit im Vordergrund, um Technologien zu vereinen und sich den großen Herausforderungen der Lebenmittelwertschöpfungskette zu stellen. Dafür sei es auch wichtig die Lebensmittelsicherheit zu verbessern, indem man die Wertschöpfungskette vor Risiken schützt und bestehende eliminiert.
In die gleiche Richtung ging die Präsentation von Dr. Olaf Gruess (General Mills Inc.), bei dem der Entrepreneur-Gedanke im Mittelpunkt stand. Die Zusammenarbeit mit Start-Ups solle mehr forciert werden, um neue Innovationen im Lebensmittelmarkt zu integrieren. Als interessantes Feld für Start-Ups stellte er Produktmöglichkeiten aus Lebensmittelnebenströmen vor.
Bei Dr. Matthias Moser (Stern-Wywiol Gruppe) ging es um innovative Lösungen, um den Proteinbedarf vom Menschen ohne den herkömmlichen Fleischkonsum zu erfüllen. Bei einer zunehmenden Weltbevölkerung sind Fleisch-Alternativen notwendig, um die Menschen zu ernähren.
Zum Abschluss der Session Innovationen bot Daniel Zoll einen Einblick in seine Arbeit als Content Creative. Mit Mut und Authentizität lassen Social-Media Plattformen, wie Instagram, viele Möglichkeiten zu, Markttrends zu erkennen, Produkte zu platzieren und Kundenwünsche wahrzunehmen.
New Foods und neue Trends im globalen Lebensmittelmarkt
In der letzten Session New Foods standen spannende Neuheiten für den Lebensmittelmarkt im Mittelpunkt. Jeder Speaker konnte kurz die Besonderheit seiner Unternehmensaktivitäten vorstellen, bevor diese in einer spannenden Panel-Diskussion mit vielen Teilnehmerfragen besprochen wurden.
Zu Beginn stellt Malgorzata Fijalkowska (Protix B.V.) die Alternative Proteinquelle der Insekten als eine neue nachhaltige Food Kategorie vor.
Udi Lazimy (JUST) stellte das alternative pflanzenbasierte Frühstücksei vor und bot einen Ausblick auf den ersten künstlich hergestellten Chicken-McNugget, der nächste Jahr auf den Markt kommen soll.
Didier Toubia (Aleph Farms Ltd.) stellte den Fortschritt von In-Vitro Fleisch vor und kündigte auf der iFood Conference, sein besonderes Bestreben an: Das Start-Up Aleph Farms versucht in einem Experiment auf der ISS In-Vitro Fleisch herzustellen.
Für Moderator Dr. Volker Heinz stellt die Messe einen vollen Erfolg dar und vor allem eines heraus: „Das Lebensmittelsystem ist mit disruptiven Veränderungen stark im Wandel. Mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit können wir das Lebensmittelsystem nicht mit dem Laissez-Faire Gedanken behandeln, sondern brauchen Innovationen, um herkömmliche Produkte abzulösen.“
Die nächste Innovation Food Conference soll im Jahr 2021 stattfinden.